Als leidenschaftlicher Radfahrer bin ich sehr daran interessiert, mein Fahrrad dort wiederzufinden, wo ich es abgestellt habe. Eine der besten Methoden um das zu erreichen, ist ein Fahrradschloss, mit dem das Fahrrad an einen geeigneten, nicht beweglichen Gegenstand angehängt wird.

Seit einigen Jahren bietet die Stadt Graz derartige Gegenstände in Form von blauen Metallbügeln an. Da die Zahl der Radfahrer_innen in unserer Stadt konstant zunimmt, sind diese Fahrradabstellplätze gut frequentiert. Zu gut sogar, denn der Abstellplatz vor dem Haus in dem ich wohne war regelmäßig überfüllt. Also suchte ich vergangenen November auf der Website der Stadt Graz, wer für den Radverkehr zuständig sein könnte. Siehe da, in der Abteilung für Verkehrsplanung gibt es einen Zuständigen für Radverkehr, in dessen Verantwortungsbereich die Konzeption, Koordination und Abwicklung von Projekten des ruhenden und fließenden Radverkehrs sowie von Verkehrssicherheits- und Grundlagenprojekten. Laufende Projektbetreuung der automatischen Radverkehrszählstellen im Stadtgebiet sowie der Fahrradstation am Grazer Hauptbahnhof. Aktualisierung und Neuauflage der Radkarte Graz fallen. E-Mail hat er auch, also flugs eine Nachricht geschickt, und mal abwarten was so passieren wird.

Zu meiner großen Überraschung (und Freude) erhielt ich noch am selben Nachmittag folgende Antwort:

An das
A10/1 - Straßenamt

mit dem Ersuchen um straßenpolizeiliche Verhandlung "Erweiterung
Radabstellplatz 'Adresse gelöscht'"

Bei heutiger Ortsbesichtigung konnte die Vollauslastung des Bestandsplatzes
festgestellt werden.

Mit bestem Dank
und freundlichen Grüßen
'Name gelöscht'

Da war also schon jemand unterwegs (Außendienst), hat sich die Situation vor Ort angesehen, und gleich ein Verfahren eingeleitet. Nun gut, lassen wir die Mühlen der straßenpolizeilichen Bürokratie mahlen und warten weiter ab.

Vorige Woche bemerkte ich zufällig ein paar auf den Boden gesprayte rosarote Punkte auf einem Parkplatz gegenüber. Wenige Minuten später stand auch schon das Spezialfahrzeug des Straßenbauamtes da, und begann damit, in exakt dem für fahrradtaugliche Metallbügel benötigtem Abstand Löcher in den Boden zu bohren.

Image Der Bohrtraktor in Action

Tags darauf wurde der Platz mit Halteverbotsschildern geschmückt, die die Montage der Metallrahmen für den 5. März ankündigten. Pünktlich um 7:30 Uhr traf auch schon der Bautrupp ein, und begann die Bügel in die Löcher zu zementieren.

Image Der Bautrupp bei der Arbeit

Und da war der Beton noch nicht ausgehärtet, hatte sich schon das erste Fahrrad auf dem brandneuen Abstellplatz eingefunden.

Image Das erste Fahrrad hat sich eingefunden

Fazit: es dauert etwas mehr als drei Monate (wenn eins den Umstand, dass dazwischen noch Weihnachten und Neujahr lagen sogar weniger), bis eine E-Mail-Anfrage zu einer baulichen Maßnahme führt. Nicht schlecht würde ich meinen; was dazwischen an behördlichen Dingen passierte, möchte ich mir gar nicht vorstellen müssen.

Und der Nebeneffekt der ganzen Geschichte: ein Platz weniger, der mit einem Auto voll gestellt werden kann. Wer also meint, in ihrer/seiner Umgebung braucht es mehr Abstellplätze für Fahrräder: ein E-Mail reicht!

update 2015-03-16: Heute bekam ich eine Nachricht des Zuständigen für den Radverkehr, in der er mir erläuterte, dass in den Wintermonaten (Ende Novenber bis März/April) aufgrund der Witterung sowieso nicht gearbeitet werden kann, da der Beton nicht aushärtet. Das verkürzt die tatsächliche Umsetztungsdauer jetzt auf Wochen, wenn nicht Tage!